Mittwoch, 27. November 2024
Ich bin heute nach Brikama gefahren, denn ich wollte zu Q-Cell ein Internet-Provider, um ein Bundle für meinen W-lan Router zu kaufen.
In Brikama gibt es ausserdem noch einen großen afrikanischen Markt, also einen wirklich afrikanischen. Nicht so einen, der für die Touristen ist, mit schönen und ausgesuchten Kunsthandwerkprodukten. Sondern einen Markt von Einheimischen für Einheimische. Man bekommt dort Kleidung, neu oder neuwertig und gebraucht, Obst und Gemüse aus den unterschiedlichen Gärten, Fisch und alles mögliche.
Es war unglaublich heiss und ich suchte mir schattige Gassen und eigentlich auch etwas zum Hinsetzen, denn mein Kreislauf verließ mich gerade ein wenig.
Und dann war da der Mann, der einer Frau die Dreads auffrischte. Die Frau saß auf einer kleinen Bank vor einem kleinen Shop. Als der Hairdresser mich sah, blinkten seine Augen und er meinte, ich solle mich setzen, er würde mir meine Dreads auch auffrischen. Hinsetzen wollte ich mich gerne aber keine Auffrisch-Prozedur. Ich fragte ihn dennoch, welche Technik er verwendet. Er meinte, ich mache dir eine Probesträhne, dann siehst du, ob es dir gefällt.

Er unterbrach also die Arbeit an der anderen Frau, die das hinnahm, als wäre das das Selbstverständlichste auf dieser Welt. Sie hatte ihre kleine Tochter dabei, sie nutze die Pause, um sie zu stillen. Ja, in Gambia wird öffentlich gestillt und keiner sagt etwas dagegen, dabei ist es ein muslimisches Land.
Mir gegenüber saßen drei Jugendliche im Alter von 14-17 Jahren. Ich wunderte mich, dass sie dort waren, mittags sind eigentlich Kinder und Jugendliche in der Schule. Ich fragte sie, ob sie nicht zur Schule gehen. Doch aber erst am Nachmittag. Ich fragte, was sie mal später beruflich machen möchten und die Antworten überraschten mich.
Einer von ihnen möchte wie sein Vater Schneider werden aber auch Sänger, denn er singt gerne. Der zweite möchte Fußballer werden, natürlich in der Nationalmannschaft Gambias.
Und der dritte sagte, er möchte irgendwann Präsident von Gambia werden. Wow, ich sicherte ihm meine Unterstützung zu.
Alle drei arbeiten neben der Schule als Schneider.

Aboubacar, der Hairdresser, arbeitete noch an meiner Probesträhne, da setzte sich eine Frau zu uns, in einem tollen, farbenprächtigen Kleid. Das war Amtie, die Mutter des zukünftigen Präsidenten. Eine sehr warmherzige Frau. Wir redeten nun alle durcheinander, auf Englisch, denn was anderes kann ich nicht.
In Gambia werden verschiedene Sprachen gesprochen. Hauptsächlich Mandinka, eine Sprache, die in ganz West-Afrika gesprochen wird. Aber daneben gibt es auch noch Wolof oder Fula oder Jola…

Irgendwann habe ich angefangen, das Lied „Fatou yo“ zu singen. Und alle kannten es und haben mitgesungen. Das war so schön! Ja, so ist Gambia. Du gehst alleine zum Markt und wenn du gehst, hast du viele neue Bekanntschaften geschlossen.
Aboubacar hat meine Probesträhne übrigens ganz wunderbar gemacht, in etwa drei Wochen darf er meinen kompletten Kopf bearbeiten.
Und von den drei Jungs werde ich mir ein Kleid nähen lassen. So eines, wie Amtie anhatte.