Montag, 02. Dezember 2024
Heute gehe ich endlich mal zum Markt. Ich muss das kurz erklären, einen Block weiter ist ein klitzekleiner Markt, etwa 15 Stände. Dort verkaufen Frauen aus der Nachbarschaft, was deren Gärten hergeben. Oder auch, was das Meer gegeben hat. Sie sind dort immer nur vormittags, verkaufen und tauschen Neuigkeiten aus dem Viertel aus. Ein netter Frauentreff in Sanyang.
Bislang war immer irgendwas in dieser ersten Woche und ich hatte es nicht geschafft, dort hinzugehen. Aber heute vormittag hatte ich Zeit, weil mein Kora-Lehrer wegen einer Beerdigung erst später kommt.
Auch das ist so eine Sache. Viele Verabredungen platzen oder verschieben sich, weil irgendwer gestorben ist. Und Muslime müssen sehr schnell beerdigt werden.
Auf dem Markt lerne ich Kaddy kennen. Sie übernimmt die Rolle der Dolmetscherin für mich, die meisten Frauen, die hier ihre Waren verkaufen, sind schon älter und sprechen kein Englisch sondern Mandinka, eine der vielen Stammessprachen hier.
Sie schlendert mit mir von Stand zu Stand, erklärt, übersetzt, legt die Waren in meine Tasche.
Als ich alles eingekauft habe, begleitet sie mich nach Hause. Sie nimmt das Bündel Feuerholz, was sie gekauft hat, legt es locker-lässig auf ihren Kopf und geht mit mir die 150 m nach Hause.
Kaddy möchte wissen, wo ich wohne, wie ich wohne. Wir sitzen zusammen vor meiner Wohnung auf der Terasse und reden ein bisschen. Kaddy ist 25 und verheiratet und lebt im Compound nur wenige Meter hinter mir, wir sind quasi Nachbarinnen.
Nach etwa 15 Minuten verabschiedet sie sich, denn sie muss kochen. Vorher aber machen wir ein paar Selfies. Das war Kaddys Wunsch.

„Was kochst du heute?“ frage ich sie. „Domada“ sagt sie.
„oh, lecker“ antworte ich.
„Magst du Domada“ fragt sie mich. Und ich nicke und sage: „ja, ich liebe es!“
„Dann bringe ich dir nachher etwas vorbei“, ruft sie mir zu und setzt sich ihr Feuerholz wieder auf den Kopf und geht nach Hause.
Ein paar Stunden später klingelt das Telefon. Kaddy ist dran. Domada ist fertig. Und etwa 10 Minuten später steht sie bei mir vor dem Compound, mit einer Schale unter ihrem Umhang, die mit einer zweiten Schale abgedeckt ist.
Das Tolle aber ist, dass sie mit mir zusammen essen möchte. Das finde ich schön!
Ich hole uns Löffel und Gläser und Wasser. Teller brauchen wir nicht, wir essen, wie es hier üblich ist, von einem Teller.

Kaddy vergewissert sich einige Male, ob es mir schmeckt. Ich esse sehr langsam, das ist hier nicht üblich und anscheinend denkt sie, dass ich so langsam esse, weil es mir nicht schmeckt. Ich bestätige ihr etliche Male, dass ich ihr Domada sehr lecker finde.
Domada ist eine Erdnusssoße. Dazu gibt es Hühnchen oder Fisch oder auch Rindfleisch. Meistens auch Gemüse. Jede Familie hat ihr eigenes Rezept. Ich habe schon so oft Domada gegessen und es hat jedesmal anders geschmeckt aber es war jedesmal lecker. Diesmal auch.
Kaddy und ich werden uns noch einige Male wiedersehen, da bin ich sicher. Sie möchte mir Mandinka beibringen. Keine schlechte Idee.