Brikama Market II

21. Dezember 2024

Ich muss meine Dreads oder wie man hier sagt, meine Rastas machen lassen. Neulich habe ich ja einen netten Hairdresser auf dem Markt in Brikama gefunden. Ich hab ihn gestern angerufen und meinen „Termin“ für heute vereinbart.

Ich wollte erst noch mal nach diesen tollen gebatikten Laken gucken, ich hätte noch gerne ein weiteres für mein Bett, zum Wechseln. Aboubacar, mein Friseur, begleitet mich und passt auf, dass mich niemand übers Ohr haut. Auf dem Weg zu seinem Shop lerne ich eine seiner Schwestern kennen. Sie hat ebenfalls gebatikte Laken. „Warum hast du nicht eher gesagt, dass deine Schwester auch welche hat?“, frage ich ihn. Er zuckt mit den Schultern. Ich sehe eines in Smaragdgrün und Pink und ja, ich kaufe auch dieses. Die Frauen hier brauchen jede Unterstützung. Nun habe ich drei Laken.

Danach führt er mich zu einem anderen Shop. Im Hinterraum sitzen ein paar Frauen: Fatima, Fatima & Fatima. Ehrlich wahr!

Wir machen noch ein paar Selfies und Aboubacar verpasst Fatima noch ein paar schicke Fußnägel.

Nun aber gehen wir zu seinem Salon, wo schon andere Kundinnen auf ihn warten. Okay, ich muss noch warten, er will erst noch die Fingernägel einer Frau machen.

Gut, dann esse ich erst noch was. Direkt gegenüber gibt es einen Essensstand, heute gibt es Benechin, gebratenen Reis.

Während ich esse und warte, werden schräg gegenüber meine Kissenbezüge genäht.

Gegenüber der Schneiderei wird Attaya gekocht. Ich warte sehnsüchtig darauf.

Die Fingernägel sind beinahe fertig. Jetzt noch ein Hennatattoo auf die Hände… und irgendwann werde auch ich dran kommen.

Zum Markt gehen und eine neue Freundin finden

Montag, 02. Dezember 2024

Heute gehe ich endlich mal zum Markt. Ich muss das kurz erklären, einen Block weiter ist ein klitzekleiner Markt, etwa 15 Stände. Dort verkaufen Frauen aus der Nachbarschaft, was deren Gärten hergeben. Oder auch, was das Meer gegeben hat. Sie sind dort immer nur vormittags, verkaufen und tauschen Neuigkeiten aus dem Viertel aus. Ein netter Frauentreff in Sanyang.
Bislang war immer irgendwas in dieser ersten Woche und ich hatte es nicht geschafft, dort hinzugehen. Aber heute vormittag hatte ich Zeit, weil mein Kora-Lehrer wegen einer Beerdigung erst später kommt.
Auch das ist so eine Sache. Viele Verabredungen platzen oder verschieben sich, weil irgendwer gestorben ist. Und Muslime müssen sehr schnell beerdigt werden.
Auf dem Markt lerne ich Kaddy kennen. Sie übernimmt die Rolle der Dolmetscherin für mich, die meisten Frauen, die hier ihre Waren verkaufen, sind schon älter und sprechen kein Englisch sondern Mandinka, eine der vielen Stammessprachen hier.
Sie schlendert mit mir von Stand zu Stand, erklärt, übersetzt, legt die Waren in meine Tasche.
Als ich alles eingekauft habe, begleitet sie mich nach Hause. Sie nimmt das Bündel Feuerholz, was sie gekauft hat, legt es locker-lässig auf ihren Kopf und geht mit mir die 150 m nach Hause.
Kaddy möchte wissen, wo ich wohne, wie ich wohne. Wir sitzen zusammen vor meiner Wohnung auf der Terasse und reden ein bisschen. Kaddy ist 25 und verheiratet und lebt im Compound nur wenige Meter hinter mir, wir sind quasi Nachbarinnen.
Nach etwa 15 Minuten verabschiedet sie sich, denn sie muss kochen. Vorher aber machen wir ein paar Selfies. Das war Kaddys Wunsch.


„Was kochst du heute?“ frage ich sie. „Domada“ sagt sie.
„oh, lecker“ antworte ich.
„Magst du Domada“ fragt sie mich. Und ich nicke und sage: „ja, ich liebe es!“
„Dann bringe ich dir nachher etwas vorbei“, ruft sie mir zu und setzt sich ihr Feuerholz wieder auf den Kopf und geht nach Hause.

Ein paar Stunden später klingelt das Telefon. Kaddy ist dran. Domada ist fertig. Und etwa 10 Minuten später steht sie bei mir vor dem Compound, mit einer Schale unter ihrem Umhang, die mit einer zweiten Schale abgedeckt ist.
Das Tolle aber ist, dass sie mit mir zusammen essen möchte. Das finde ich schön!
Ich hole uns Löffel und Gläser und Wasser. Teller brauchen wir nicht, wir essen, wie es hier üblich ist, von einem Teller.

Kaddy vergewissert sich einige Male, ob es mir schmeckt. Ich esse sehr langsam, das ist hier nicht üblich und anscheinend denkt sie, dass ich so langsam esse, weil es mir nicht schmeckt. Ich bestätige ihr etliche Male, dass ich ihr Domada sehr lecker finde.

Domada ist eine Erdnusssoße. Dazu gibt es Hühnchen oder Fisch oder auch Rindfleisch. Meistens auch Gemüse. Jede Familie hat ihr eigenes Rezept. Ich habe schon so oft Domada gegessen und es hat jedesmal anders geschmeckt aber es war jedesmal lecker. Diesmal auch.

Kaddy und ich werden uns noch einige Male wiedersehen, da bin ich sicher. Sie möchte mir Mandinka beibringen. Keine schlechte Idee.