Musik machen in Abene – zweiter Teil

Bereits am zweiten Tag habe ich gemeinsam mit Monika Trommelunterricht. Alle anderen aus der Gruppe sind absolute Anfänger:innen und Monika dachte sich, sie und ich könnten ein paar Extrastunden nehmen. Ich habe Mockoulo bereits gestern kennengelernt und wir vereinbaren 8 Unterrichtsstunden.

Ich habe schon einige Trommellehrer gehabt aber er ist der beste von allen. Er ist der erste, der auf meine Handposition achtet und der erste, der sagt, dass es nicht egal ist, welche Hand man benutzt. Er selbst ist Linkshänder, das macht es einfach für mich, ich kann ihn, wenn ich ihm gegenüber sitze, einfach spiegeln.

Nach dem Trommeln besuche ich Kasia und Modou Konte, meinen Kora-Lehrer hier in Abene. Modou ist nicht da, er ist in Ziguinchor, hat dort Auftritte und wird wohl erst Silvester wiederkommen.

Am Abend gehen wir wieder zum Festival und das Programm heute ist noch besser als gestern.

Diese Fusion von Spanien und Guinea gefiel mir besonders gut.

Musik machen in Abene

Die letzten zwei Jahre war ich zum Trommeln in Gambia. Doch diesen Winter wollte ich nach Abene in Senegal. Trommeln, tanzen, Kora spielen, Balafon ausprobieren, zum Festival gehen…

Am 27.12.2024 treffe ich morgens den Rest der Gruppe im Sukuta Nema Guesthaus. Unser Microbus und unsere senegalesischen Begleiter sind bereits da. Während wir frühstücken, packen sie alles aufs Dach des Busses. Meine Kora, darauf bestehe ich, kommt INS Auto und nicht aufs Dach.

Kurz darauf fahren wir los. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir die gambische Grenze. Wir müssen ausreisen, d.h. unsere Pässe vorzeigen und Fingerabdrücke digital hinterlegen. Die Grenzbeamtin ist sehr nett.

Etwa einen Kilometer weiter ist die senegalesische Grenze. Hier müssen wir wieder aussteigen und unsere Pässe vorzeigen. Dann, etwa 200 Meter weiter wieder aussteigen und diesmal reisen wir ein, d.h. unsere Pässe werden erfasst und abgestempelt.

In der Zeit versuchen uns zahlreiche Kinder Kekse und Mandarinen zu verkaufen. Weil sie auch Dalasi annehmen, kaufe ich zwei Beutel mit Mandarinen.

Endlich können wir weiter fahren. Mir fällt auf, dass es am Straßenrand sehr viel sauberer ist als in Gambia.

Nach kurzer Zeit erreichen wir Abene und den Ort der nächsten drei Wochen. Wir werden mit viel Tamtam begrüßt.

Das Gepäck wird ausgeladen und die Zimmer verteilt. Den Rest des Tages passiert nicht mehr viel. Einige gehen zum Strand. Ich hatte genug Strand letzten Monat.

Am Abend machen wir ein Lagerfeuer und ich hole meine Kora. Siakka, ein junger Senegalese, spielt auf ihr.

Und noch viel später gehen wir zum bekannten Festival. es findet seit 30 Jahren statt, immer in der letzten Woche im Dezember.

Was ich zu sehen und hören bekomme, begeistert mich! Singende und tanzende Frauen aus der Casamance, Trommelmusik aus Guinea-Conakry und junge, moderne Popmusik aus Gambia. Erst spät in der Nacht laufen wir wieder zurück.

Endlich, Senegal!

Mein erster Trommellehrer, Mamadou Bye Diop, war aus Senegal. Zehn Jahre habe ich mit ihm getrommelt, das ist jetzt gute 30 Jahre her. Er wollte immer mit unserer Trommelgruppe nach Senegal, uns seine Heimat zeigen aber es ist nicht dazu gekommen.

Die letzten zwei Jahre war ich mit einem Senegalesen zusammen, wir hatten uns im Januar 2023 in Gambia kennengelernt. Er war mein Trommellehrer. Und ich dachte, jetzt schließt sich der Kreis und ich komme endlich nach Senegal. Aber die Beziehung war vorbei, bevor ich auch nur einen Fuß auf senegalesichen Boden setzen konnte. Davon erzähle ich vielleicht ein anderes Mal. Vielleicht aber auch nicht, denn es ist Vergangenheit und die Gegenwart bietet gerade weitaus spannendere Geschichten.

Zufällig habe ich im Frühjahr im Internet ein schönes Angebot für einen dreiwöchigen Workshop in Abene in Senegal entdeckt. Der Workshop wird veranstaltet von einer Tschechin, Monika Diatta-Rebcová. Ich hatte mich spontan angemeldet und wenige Wochen später traf ich mich mit ihr, um sie persönlich kennenzulernen und Details zu besprechen.

Am 27.12. traf ich die übrigen Teilnehmer:innen in Sukuta in Gambia und gemeinsam überquerten wir die Grenze zu Senegal. Endlich, nach über 30 Jahren, war ich in Senegal!

Mein erster Eindruck war überaus positiv. Ich sah keinen Müll am Straßenrand, so wie ich es von Gambia gewohnt bin.
Und Abene war überraschend grün, so unglaublich viele Bäume!

Drei Wochen wollte ich bleiben und trommeln, tanzen, Kora und Balafon spielen.
All das habe ich getan. Ich habe drei wunderschöne Wochen mit fantastischen Menschen aus Tschechien und Senegal verbracht. Ich habe viel gelernt und große musikalische Fortschritte gemacht.

Und noch etwas ist passiert, davon erzähle ich aber später, in einem meiner nächsten Beiträge.

Gerne mache ich unbezahlte Werbung für die Workshops von Monika in Abene. Wenn ihr Lust auf afrikanisches Trommeln und Tanzen habt und die besten Lehrer haben möchtet, seid ihr dort bestens aufgehoben.
https://senegalsky-workshop.webnode.cz/

Abenteuer Gambia – Start jetzt

Ich sitze am Flughafen in Düsseldorf, mein Flug geht in etwas mehr als einer Stunde.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich nach Gambia fliege, seit Januar 2023 war ich fünf Mal dort und dennoch ist dieses Mal alles anders. Dieses Mal fliege ich nicht für drei oder vier Wochen, dieses Mal möchte ich 1/2 Jahr bleiben.
Ich möchte viel lernen: ich werde wieder Kora-Unterricht nehmen, ich möchte trommeln, viele traditionelle afrikanische Lieder lernen, die ich singen und auf meiner Ukulele begleiten kann. Ich möchte batiken lernen. Und mindestens ein Fotoprojekt realisieren und ich möchte mit gambischen Frauen nähen.
Zwischendurch werde ich drei bis vier Wochen in Senegal sein, gemeinsam mit einer tschechischen Gruppe, um zu trommeln, zu tanzen und Spaß zu haben.
Den Rest der Zeit werde ich in Gambia verbringen, alleine auf mich gestellt.
Ich freue mich auf die Menschen, denen ich begegnen werde, ich freue mich auf die Sonne Afrikas, das Meer, die schönen Strände, das leckere Essen, die kraftvolle Musik.
Ich freue mich auf diese Zeit, ich freue mich auf dieses Abenteuer.

Erste Erfahrungen mit Afrika

Heute reisen wir noch weiter zurück. Und zwar in die Anfänge der 1990er Jahre. Es muss 1992 gewesen sein, so ganz genau weiss ich es nicht mehr.
Damals habe ich studiert, ich war ziemlich am Ende des Studiums (Sozialarbeit) und habe bereits über das Thema meiner Diplomarbeit nachgedacht. Ehrenamtlich habe ich mich seit einigen Jahren in der Eine-Welt-Arbeit engagiert. Ungefähr einmal pro Woche habe ich unentgeltlich den Dienst im Hohenlimburger Eine-Welt-Laden übernommen.
Der Verein, der hinter diesem Laden stand, hat in Kooperation mit der Kirchengemeinde einen Workshop angeboten, ein Wochenende lang trommeln und tanzen mit einer Gruppe aus Ghana. Ich hatte große Lust darauf und habe mich angemeldet.
Es war toll! Mir hat das Trommeln auf den Kpanlogos großen Spaß gemacht aber auch die traditionellen Tänze, da war so unglaublich viel Energie darin.
Am Ende des Workshops haben die Ghanaer Prospekte verteilt und uns erzählt, dass wir auch nach Ghana kommen können, um vor Ort trommeln und tanzen zu lernen und mit den Menschen dort 3-4 Wochen zu leben, zu kochen, zu feiern.
Oh, das wollte ich so gerne machen! Nach dem Ende meines Studiums wollte ich mir diese Reise gönnen.

Ich hatte mich bald informormiert, worauf ich bei einer Reise nach Ghana achten müsste. Damals hatten wir noch kein Internet, das Beschaffen von Informationen war sehr viel schwieriger als es das heute ist. Und ich fing an, jeden Monat eine kleine Summe zurückzulegen, nach meinem Studium, also im Frühjahr 1993 wollte ich nach Ghana.
Doch dann passierte das Unvorhergesehene: ich wurde im Herbst/Winter 1992 schwanger. Und damit war die Reise nach Ghana nicht mehr machbar. Ich hätte viele der nötigen Impfungen als Schwangere nicht machen können und auch die Malariaprophylaxe gestaltete sich als Schwangere als unmöglich. Und überhaupt rieten mir alle davon ab, als Schwangere nach Afrika zu reisen. Und wie ich schon erwähnte, damals hatten wir kein Internet. Keine Foren, kein Youtube, kein Instagram oder Facebook, wo wir entsprechende Menschen oder Gruppen hätten finden können, die eine solche Reise gemacht hatten und von ihren Erfahrungen berichten konnten.

Damit war der Traum von Afrika erst einmal zu Ende geträumt. Im August 1993 wurde mein erstes Kind geboren, im Juli 1995 mein zweites Kind. Mit zwei kleinen Kindern wollte ich auch nicht nach Afrika, auch hier rieten mir alle davon ab: zu gefährlich und risikoreich, insbesondere für die Gesundheit der Kinder. Und welches Elternteil mag schon die Gesundheit seiner Kinder riskieren?

Heute würde ich das anders sehen aber heute habe ich selbst Erfahrungen machen dürfen und vielleicht ist es heute, 32 Jahre später, auch anders.
Damals war es die richtige Entscheidung.